Hockey Nachrichten

Ein Trio feiert nach 13 Jahren den zweiten Erstligaaufstieg

Eva Neef, Sylvia Vormittag und Trainer Mario Rittweiler vom BL-Aufsteiger Stuttgart

 

13.02.2009 - Beharrlichkeit zahlt sich in schnell wandelnden Zeiten bisweilen aus. 13 Jahre nach ihrem gemeinsamen Aufstieg in die Hallen-Bundesliga der Damen kehren die Spielerinnen Eva Neef, Sylvia Vormittag und Trainer Mario Rittweiler nun gemeinsam wieder in die Erstklassigkeit zurück. Das drumherum beim Süd-Regionalliga-Meister HTC Stuttgarter Kickers hat sich – natürlich – stark verändert. Und wohl nur die Mischung aus Alt und Jung, aus Bestand und Neuem, aus Erfahrung und jugendlichem Drang hat den Stuttgarterinnen den lange vergeblich angestrebten Aufstieg nun ermöglicht.

Den Unterschied zur Konkurrenz in der gerade abgeschlossenen Hallen-Regionalliga Süd hat Mario Rittweiler schnell ausgemacht. Eine ordentliche und schwer zu knackende „erste Besetzung“ hätten eigentlich alle acht Teams gehabt, doch auch nach Einwechslung der Ergänzungsspielerinnen noch immer ein ähnlich hohes Niveau spielen zu können, wäre den wenigsten gelungen. „Deshalb haben wir viele Spiele in der zweiten Halbzeit gewonnen, als die Stammspielerinnen der Gegner müde waren“, analysiert der Kickers-Coach und ist stolz auf seine „gute zweite Fünf“.

Einen weiteren Unterschied stellt Andrea Rouselle dar. Schon bei ihrer Stuttgarter Premierensaison im vergangenen Winter schoss die aus Mülheim ins Schwabenland gekommene Stürmerin 40 Tore, in der aktuellen Saison reichten 32 Treffer (von 99 HTC-Einschüssen) für die Torjägerkrone. „Mich wundert, dass die Gegner sich nicht ein wenig mehr auf Andrea eingestellt haben. Sie hat uns quasi zur Hälfte in die Bundesliga geschossen“, sagt Rittweiler über die gewährten Freiheiten für seine 27-jährigen Linksstürmerin, die sämtliche Torerfolge aus dem Spiel heraus feierte, da sie bei Ecken oder Siebenmetern normalerweise nicht zu den Schützinnen zählt.

Die Mannschaft, die jetzt den Aufstieg mit 13 Siegen in 14 Spielen schaffte, formierte sich 2007 neu, es kamen neben Rouselle junge Spielerinnen wie die Braun-Schwestern Carola und Veni aus Ulm sowie aus dem eigenen Nachwuchs dazu. Der unbedingte Wille, nach zuletzt zwei zweiten Plätzen in der Regionalliga nun ins Hallenhockey-Oberhaus einzuziehen, hätten Mannschaft und Trainer zu einer konzentrierten Saisonleistung getrieben, versichert Rittweiler. Weitere Erfolgskomponenten: „Keine Verletzungen und vor allem keine Schwangerschaften“, so der 55-Jährige, bierernst.

Ob der Kader für die Bundesliga ausreicht? Oder droht wie anno 1996/97 der sofortige Wiederabstieg in die Regionalliga? Mario Rittweiler sagt dazu: „Von der Qualität des Kaders müsste es reichen. Wir haben in der Saisonvorbereitung oft gegen Bundesligateams gespielt. Da war mein Eindruck, dass wir nicht so weit entfernt sind. Mir ist jedenfalls nicht bange vor der nächsten Hallensaison.“ Bevor diese losgeht, soll noch ein zweiter Aufstieg unter Dach und Fach sein. „Unbedingt“ wollen Rittweiler und seine Damen im Feld zurück in die 2. Bundesliga. Nach fünf Siegen („trotz oft katastrophaler Leistung“) in fünf Spielen ist in der Feld-Regionalliga 2008/09 jedenfalls schon mal ein guter Grundstock gelegt. „Wenn wir in Feld und Halle dann wieder im Bundesligabereich mitmischen, werden wir sicher auch für auswärtige Spielerinnen interessanter“, glaubt der Coach. Mit der Vermittlung attraktiver Jobs könne der Club hier zusätzliche Anreize schaffen.

Aber selbst wenn niemand Neues von außen dazustoßen sollte, macht sich Mario Rittweiler wenig Sorgen ums Personal. Aus der eigenen Jugend kommen zum Frühjahr zwei sehr begabte Spielerinnen in den Damenkader hoch, außerdem hätten alle Aufsteigerinnen ihrem Cheftrainer versichert, dass sie an Bord bleiben werden. Das trifft wie selbstverständlich auch auf Sylvia Vormittag (30) und Eva Neef zu. Neef ist gerade 45 Jahre jung geworden, könnte die Mutter der meisten ihrer Mitspielerinnen sein. Ihre Rolle auf dem Spielfeld und im Team ist unverändert hoch angesiedelt. Was ihr die Jungen läuferisch voraus haben, macht die Eckenschützin und Abwehrstrategin mit dem Blick für den tödlichen Pass durch die geballte Erfahrung eines Vierteljahrhunderts Damenhockey mehr als wett. „Eva ist immer noch eine der wichtigsten Personen auf dem Platz, ein Vorbild für alle“, sagt Mario Rittweiler. Seit Ewigkeiten sind die beiden nicht nur auf dem Hockeyplatz zusammen, sondern auch privat („bestimmt schon 15 Jahre“) und sogar beruflich („Photostudio 13“) vereint. Rittweiler: „Wir sehen uns 24 Stunden am Tag, haben aber kein Problem damit, und in der Mannschaft spielt dieses Paar-Thema auch überhaupt keine Rolle.“

Seit Mario Rittweiler 1984 von seiner Hockey-Erststation HC Lahr (hier bestritt er auch ein paar U18-Länderspieleinsätze) beruflich nach Stuttgart wechselte, ist er den Kickers treu geblieben. Abgesehen von einer zweijährigen Episode als Herrentrainer beim Münchner SC (hier immerhin im Hallen-DM-Finale 1999), gehörte der A-Lizenz-Inhaber kontinuierlich zum Trainerstab im Damen- und weiblichen Nachwuchsbereich des HTC. Abnutzungserscheinungen, Motivationsprobleme nach so langer Zeit? „Nee“, lacht Mario Rittweiler, „erstens verändern sich gerade im weiblichen Bereich die Teams personell oft noch viel schneller als bei den Jungs. Und wenn ich doch mal einen kleinen Motivationsschub brauche, schaue ich einfach bei Horst Ruoss und seinem Kindertraining zu.“ Die HTC-Trainerlegende sei auch jenseits der 70 und nach Jahrzehnten auf dem Hockeyplatz immer noch ein vitales Vorbild für jeden Kollegen. Beharrlichkeit ist eben ein wertvolles Gut.

Aufsteiger in die Hallen-Bundesliga 2009/10 der Damen: Süd-Regionalligameister HTC Stuttgarter Kickers. Von links, hinten: Physio Maik Tillinger, Eva Neef, Carla Milcinovic, Sandra Görig, Jenny Gaub, Lena Herrmann, Andrea Rouselle; Mitte: Valerie Milcinovic, Caro Braun, Sarah Gembe, Veni Braun; vorne: Liesa Kohn, Sylvia Vormittag, Luisa Beck.

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